Nutzung der Ressource Wasser in Berlin und Brandenburg sichern

Industrie und Gewerbe, Tourismus, Landwirtschaft, Fischwirtschaft, Wasserverbände, Tagebausanierung, private Haushalte – sie alle brauchen Wasser und bekommen jetzt schon die Auswirkungen zu großer Trockenheit in unserer Region zu spüren. Dabei ist es nicht zielführend, die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung gegen den Wasserbedarf der regionalen Wirtschaft auszuspielen. Wir brauchen beides.

Länderübergreifendes Wassermanagement notwendig

Fest steht: Ohne verlässliche Wasserversorgung kann die Brandenburger und Berliner Wirtschaft ihre langfristigen Entwicklungspotenziale nicht ausschöpfen.
Deshalb ist es wichtig, dass alle Interessenvertreter eine gemeinsame Lösung finden, mit der alle Beteiligten leben können. Notwendig ist dafür vor allem ein länderübergreifendes Wasserressourcenmanagement für Berlin und Brandenburg. 
Die IHKs bieten an, dabei mitzuwirken. So sollte eine länderübergreifende Arbeitsgruppe, bestehend aus der Politik, der regionalen Wirtschaft  und den IHKs mit Beteiligung der Wissenschaft, etabliert werden.
Dringender Handlungsbedarf besteht insbesondere bei der Aktualisierung von Wasserdargebots- und Wasserbedarfsdaten. Sie sind wichtige Instrumente der Vorsorge für zukünftige Wasserversorgung.  
Hintergrund:

Brandenburg ist gewässerreich aber wasserarm
: Das Land hat rund 3.000 natürliche Seen, dazu kommen über 33.000 Kilometer Flussläufe und Kanäle. Trotzdem ist Brandenburg wasserarm und gilt inzwischen als das „trockenste“ Bundesland Deutschlands.

Die langjährigen Jahresniederschläge von 1991 bis 2017 liegen mit 568 mm/a deutlich unter dem bundesdeutschen Durchschnitt (772 mm/a). Die beiden prägenden Flüsse der Metropolregion - Spree und Havel - führen im Vergleich zu großen Flüssen wie Rhein oder Donau nur sehr wenig Wasser.

Eine immer stärkere Verdunstung bei seit Jahren steigenden Durchschnittstemperaturen verschärft in den Sommermonaten die Situation. Die Bodenfeuchte wird aktuell immer besorgniserregender. Auch das Grundwasser zieht sich mancherorts zurück. Dies zeigt sich besonders am schlechten Zustand der aus Grundwasser gespeisten Oberflächengewässer.

Auch die kumulierten wasserwirtschaftlichen Folgen des Braunkohleabbaus im Spree/Schwarze Elster-Gebiet haben ganz erheblichen Einfluss auf unsere gesamte Region und somit auf das sich neu bildende Grundwasser.

Laut einer Prognose der Wasserversorger Berlin und Brandenburg wird wegen des Bevölkerungswachstums der Trinkwasser-Bedarf in der Region bis zum Jahr 2050 voraussichtlich um 50 Millionen Kubikmeter steigen. Dazu kommt der Wasserbedarf der Wirtschaft sowie eine grundsätzlich steigende Wassernachfrage infolge zunehmender Trockenphasen.  

In Summe erwarten die Fachleute in der Hauptstadtregion einen um die Hälfte wachsenden Wasserbedarf, der mit den heutigen Wassernutzungsrechten bzw. verfügbaren Dargeboten nicht abgedeckt werden kann.

Strukturen der Wasserverbände modernisieren

Das komplexe Spannungsfeld zwischen Ökologie, Industrie, Landwirtschaft, Tourismus und Gesellschaft bei der Ressource Wasser bedarf grundsätzlicher Lösungen.
„Das Klima ändert alles – nur die Strukturen nicht? Berlin und Brandenburg bekommen in zunehmendem Maße die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren. Das Wasser der Region richtet sich nicht nach kommunalen Strukturen bzw. Ländergrenzen. Zunehmende Trockenheit, die Frage der Trinkwasserversorgung der Metropolregion wie auch der Erhalt der Naturreserven trifft uns alle“ – Prof. Irina Engelhardt, Technische Universität Berlin
Ein Lösungsansatz ist, Wasser aus „feuchteren“ Gegenden in wasserärmere Gebiete zu liefern. Doch dafür müsste man kilometerlange Leitungen legen und größere Summen investieren. Auch fehlen dafür aktuell die entsprechend großen Strukturen bei den Wasserverbänden. Daher müssten in Berlin und Brandenburg die Verbundnetze dringend gestärkt werden.
Beispiele dafür gibt es schon in anderen Regionen Deutschlands: So wird Wasser aus der Bodensee-Region nach Stuttgart geliefert und aus dem Harz bis nach Bremen.  
Voraussetzungen dafür ist jedoch, die gegenwärtige viel zu langen Genehmigungsprozesse bei den zuständigen Behörden zu beschleunigen. 
Auch andere technisch mögliche Lösungen, wie Wasserentsalzung, sollen diskutiert werden. Das wird mittlerweile an verschiedenen Orten weltweit praktiziert. 

Der “Arbeitskreis Wasser” der IHKs

Am 30. Juni 2022 fand der Brandenburger Umweltkongress zum Thema „Wasser als Standortfaktor“ statt. Dort wurde das Thema aus der Sicht verschiedener Branchen beleuchtet - wie Industrie, Tourismus, Wasserstoff-, Land- oder Forstwirtschaft beleuchtet. Vorträge von der Veranstaltung können auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden.

Am 06.Oktober 2022 gründeten die IHKs Berlin und Brandenburg mit regionalen Unternehmen einen gemeinsamen Arbeitskreis Wasser, in dem das Thema der regionalen Wasserversorgung gemeinsam kontinuierlich bearbeitet wird.
Im Rahmen das Arbeitskreises wurde z.B. ein Forderungspapier auf Basis einer Unternehmensbefragung zum Standortfaktor Wasser (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 464 KB) erstellt.